Was ist das Leben?
Eine Erfahrung über Wahrnehmung von Zeit & Raum im Rahmen eines Vipassana Meditationskurses.
Schon länger hatte ich Lust mal wieder richtig tief in die Meditation einzutauchen. Eine Praxis, die mich tief berührt, da ich mich tief mit mir und allem was ist, verbinden kann. In der Meditation habe ich so tiefe, schmerzhafte, beflügelnde, traurige, lustige, berührende, entfremdende, erleuchtende Momente gehabt, weshalb ich diese Praxis sehr schätze. Meditation habe ich bereits in der Zeit praktiziert, als ich in London gelebt habe und bei Amazon gearbeitet habe. Wow, wie viele Leben habe ich in diesem bereits gelebt? Mich daran zu erinnern scheint wie ein ganz anderes Leben und gleichzeitig war ich auch einfach schon damals ich, nur eben mit einem anderen Fokus und einer anderen Erfahrung. Wie schön, dass ich das erleben durfte. Ich erinnere mich gerne an meine Londonder Zeit zurück. Als ich 2016 in die Stadt zog fing für mich ein ganz neues Leben an, auch ohne bewusst gelebte Spiritualität. Es war die Zeit, in der mein Vollzeit Berufsleben anfing und ich in eine mir neue Stadt zog und mich in vielen Aspekten neu orientierte. Damals in London find ich mit Meditation an und erinnere mich an einen wöchentlichen drop in Kurs, den ich gerne besuchte. Der war im Keller einer Osteopathie Praxis direkt gegenüber meiner Wohnung. Es wirkt alles so lebendig, wenn ich daran zurück denke. Eine der Dinge, die mich am Menschen so sehr faszinieren: die Wahrnehmung von Zeit & Raum. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, erscheinen mir viele Dinge lebhaft und relevant und es fühlt sich so an, als ob alles was passiert ist, mich an diesen Punkt im vermeintlich heutigen hier und jetzt geführt hat. Es fühlt sich an wie ein Weg, der stetig weiterführte und gleichzeitig fühlt es sich so an, wie ein anderes Leben, das ich damals geführt habe.
Was also ist die Bedeutung von Zeit & Raum?
Das habe ich mich in meinem letzten Vipassana Kurs wieder gefragt. Ein Frage, die ich sehr spannend finde. Vom 23.12. – 3.1.2025 hat der Kurs stattgefunden und ich hatte 10 Tage lang Zeit, um in mein eigenes Sein und das Sein der Welt tief einzutauchen. Was für eine heilige Zeit. Und ich bin dankbar, dass ich diese Entscheidung für mich getroffen habe. Es war klar, dass der Kurs dran ist. Ich habe es gefühlt. Und war ganz schön überrascht darüber, dass ich erstmal auf der Warteliste stand, denn dieser war in Null Komma Nichts voll. Kurz vor Weihnachten bekam ich dann die Mail, dass ich einen Platz im Kurs bekäme.
Den Kurs habe ich in Dhamma Talaka gemacht, dem Vipassana Zentrum in den Niederlanden. Ein kleines, überschaubares Zentrum. Das Zentrum war mal ein Hof und eine Hochzeitslocation, was mich ganz schön schmunzeln ließ.
Während des Kurses gab es verschiedene Erkenntnisse und es ist wunderbar in das große Mysterium des Lebens einzutauchen mit nichts als der reinen Beobachtung des Atems und des Körpers. Mit so wenig so viel erfahren. Das berührt mich tief.
Denn letztes Jahr könnte mein Motto gewesen sein ‚Weniger ist mehr‘. In keinem Jahr habe ich so viel aussortiert, verschenkt und neu sortiert. Digitale Fotos, in der ganzen Wohnung jeden Teller einmal umgedreht… davon habe ich in meinem letzten Beitrag auch geschrieben. Und beim Vipassana geht es für mich auch darum mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So war dies der krönende Jahresabschluss für mich. Eine meiner Schlüssel Erkenntnisse des Kurses war, dass der Erfolg dieses Kurses davon abhängt, wie viel Arbeit ich reingebe. Der Erfolg dieses Kurses ist quasi von meinem Investment abhängig. Mir ist aufgefallen, dass ich weniger risikofreudig bin als ich es angenommen habe. Ich gehe weniger Risiken ein als gedacht – das hat mich überrascht. Mir ist Sicherheit wichtiger als ich gedacht habe. Denn mit der Erkenntnis, dass der Erfolg dieses Kurses von dem abhängt, was ich investiere, wurde mir klar, dass ich diese Erkenntnis auf andere Bereiche meines Lebens anwenden kann. So ein aktuelles Beispiel: momentan gibt es einen Wasserschaden in meiner Wohnung und ich habe diese Situation genutzt, um mich der Gestaltung der Küche neu zu öffnen. So habe ich mich dafür entschieden, dass ich gerne Farbe auf die Wände bringen mag. Und direkt klar war auch, dass ich gerne beige nehmen würde. Ich hatte eine sehr konkrete Idee davon, wie das Endergebnis und auch das Gefühl dafür sein würden: warm, offen und hell.
Bei der konkreteren Planung habe ich bei Seiten wie Pinterest so viel Inspiration gefunden, dass mir erstmal aufgefallen ist, wie viele Beigetöne es gibt und fand verschiedene Töne schön und auch passend für meine Küche. Wow. Und das war auch klar: es passt mehr als nur ein Ton. Und für welchen entscheide ich mich jetzt? Nun habe ich nochmal neu überlegt. Meinen Blick geweitet und re-evaluiert. Und da ist mir aufgefallen, dass ich in dem Moment, in dem eine Entscheidung ansteht auf Grundlage meines aktuellen Befindens eine Lösung finde. Und dass es weniger risikofreudig ist, als ich vorher gedacht habe, ist eine neue Erkenntnis, die ich gerne so hinnehme. Das Leben. Mein Leben. Im Yoga heißt es auch, dass der Weg der Befreiung der der Selbsterkenntnis ist und so genieße ich es, mich selbst durch den Vipassana Kurs ein Stück besser kennen gelernt zu haben. Und so auch Situationen besser verstanden habe, die aktuell sind und mich beschäftigen. So verhält es sich auch mit Zeit & Raum. So abstrakt diese Bereiche klingen mögen, so haben diese konkret in meinem Leben ganz greifbare Strukturen und Formen. Zeit über zeitliche Verabredungen mit anderen Menschen oder Zeitrahmen, die ich mir selbst für Projekte gebe. Raum: Wohnraum, Raum den ich mit meinem Körper betrete. Mein eigener Körper. Und doch verschwimmen diese Linien wieder, wenn ich die Augen schließe und meinen Körper spüre. Denn da ist so viel mehr als nur mein Körper, den ich spüren kann, wenn ich die Augen schließe. Da ist eine gewisse Zeit & Raum, die keinen greifbaren Rahmen haben und von denen ich weiß, dass sie existieren. Das ist das Leben. Das große Mysterium. Das große All-Eins. Das große All-Ein-Sein. Das, was mich an diesem Leben am meisten berührt.
Wer Lust hat, in das Thema Vipassana einzutauchen, hier die offizielle Webseite:
https://www.dhamma.org/
In Liebe,
Nicole
#vipassanarules
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